DkG: „Uncommon Type – Some Stories“

Um diesen Blog für jedermann und jedefrau interessant zu machen, scheue ich keine Kosten und Mühen. So veranstalte ich von Zeit zu Zeit und je nach Gelegenheit „Das kleine Gewinnspiel“ (kurz DkG). So auch im März 2023, wo ich das englischsprachige Buch „Uncommon Type – some stories“ von Oscar-Preisträger und Schreibmaschinen-Enthusiast Tom Hanks („Yeah, THAT Tom Hanks.“) verlose.

„Uncommon Type“ ist eine Ansammlung von Kurzgeschichten, die Tom Hanks 2017 in Buchform veröffentlichte. Jede der Geschichten hängt irgendwie mit einer Schreibmaschine zusammen – und im Buch selbst sind auch einige S/W-Fotos von Hanks‘ eigenen Schreibmaschinen, die ihn zu den Geschichten inspirierten.

Ich muss gestehen, Kosten scheuen ist ein bisschen großmundig. Bei uns im Müllraum gibt es eine Bücherecke. Anstatt dass nicht mehr gebrauchte Bücher im Papiercontainer verschwinden, kann sich halt jemand anderer noch etwas zum Lesen aussuchen. Und vor kurzem fand ich nun dieses englischsprachige Buch unseres Schreibmaschinen-Posterboys Number One in dieser Sammlung. Da ich das Buch bereits auf Englisch, auf Deutsch und als Hörbuch (mit Tom Hanks als Vorleser) habe, dachte ich, dass ich es verlosen könnte. Es ist in gutem Zustand und weist nur leichte Gebrauchsspuren auf.

Die Geschichten an sich sind „ja… eh ganz nett“. Und wenn man einen Österreicher das sagen hört, dann weiß man schon, was es geschlagen hat. Ach, das klingt so negativ. Sagen wir es mal so, die Geschichten tun nicht weh. Ich frage mich nur, ob ein Verlag das Buch drucken würde, wenn nicht Tom Hanks drauf stehen würde. (Wenn man sich das Cover anschaut, dann ist sein Name sogar größer und prominenter als der eigentliche Buchtitel.)


Um das Buch zu gewinnen, möge man bitte zwei Fragen beantworten. Wobei die eine Frage MUSS beantwortet werden, die andere Frage ist mehr eine Bitte, und soll mir helfen, diesen Blog hier zu verbessern.

© Rodja Pavlik

Hier die Muss-Frage:

– Wie heißt die Dokumentation über Schreibmaschinen, in der auch Tom Hanks zu Wort kommt? (Bitte nicht hier posten. Details weiter unten.)

Hier die zweite Frage/Bitte:

– Mich würde interessieren, was Ihr von dem Schreibmaschinisten-Blog haltet. Vermisst Ihr etwas? Eine Rubrik? Habt Ihr Themen, über die ich schreiben/berichten sollte? Was ist Euer Zugang zur Schreibmaschine/Alternativen zum PC/Laptop generell? Die Antworten (oder Teile davon) könnt Ihr hier unten in den Kommentaren posten. (Wer hier noch nicht gepostet hat, muss erst freigeschalten werden.)

Die Antwort auf die Muss-Frage bitte NICHT hier posten, sondern per Mail mit postalischer Versandadresse an mich übermitteln. Die E-Mail-Adresse lautet schreibmaschinist[at]gmx.at. Als Betreff “Uncommon Type” angeben. Einsendeschluss ist der 31. März 2023. Das Buch wird unter den Einsendern mit den richtigen Antworten verlost.

Das Ganze findet unter Ausschluss des Rechtsweges statt. Preise, die auf dem Postweg verloren gehen, können leider nicht ersetzt werden. Bitte auch Namen, Alter und Postadresse angeben (Warnung: Wer keine vollständigen Angaben abliefert, wird automatisch ausgeschlossen!). Diese Daten werden nur im Rahmen des Gewinnspiels verwendet und nicht weitergeleitet – nach Abschluss der Runde werden sie auch sofort gelöscht.

Viel Glück noch!

Rodja

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Tamara und das Junkjournaling

Als ich mit diesem Blog hier angefangen habe, wollte ich unter anderem den Stellenwert der Schreibmaschine in der Jetztzeit ergründen. Welchen Zweck kann dieses antiquierte Schreibgerät angesichts der computerisierten Laptop-Mentalität heute noch erfüllen? Ich war überrascht, was ich da alles gefunden habe. Natürlich gibt es noch Menschen, die damit schreiben, aber dann gibt es auch Menschen, die Kunst damit betreiben, wie das Boston Typewriter Orchestra, das mit seinen Maschinen musiziert, oder der deutsche Schreibmaschinen-Maler Robert Doerfler. Mit Tamara Nuber habe ich nun jemanden gefunden, die mit Texten aus der Schreibmaschine ihre auch so liebevoll inszenierten Kunstwerke ergänzt.

Die 29-Jährige Saarbrücknerin betreibt nämlich Junkjournaling, eine – würde ich mal sagen – Unterkategorie des Scrapbookings, auf das ich während meiner jahrelangen Recherchen in der Typosphere schon öfters gestoßen bin. Auf Anfrage gewährte Tamara mir mit einem Text und zahlreichen Fotos Einblick in ihr faszinierendes Hobby – und ich hoffe, Ihr habt beim Lesen genau so viel Spaß wie ich – und vielleicht kommt ja die eine oder andere Inspiration.


© Tamara Nuber

Ich bin ein richtiger Allrounder, was kreative Hobbys angeht. Seit ich denken kann, liebe ich es zu malen, kreativ mit Farben zu arbeiten – dabei ist es auch egal, ob es um Aquarell, Acryl oder Kaffee geht – Pigmente gibt es überall in der Natur und es macht mir unheimlich viel Spaß, mit ihnen zu experimentieren. Ich spiele außerdem Gitarre, arbeitete sechs Jahre als Tischlerin, habe einige Jahre Cosplay betrieben und dabei Nähen gelernt und mit allen möglichen Materialien zu improvisieren, um etwas herzustellen, was meiner Vorstellung entspricht. Ich liebe Upcycling, bin ein Mensch, der eher repariert als wegwirft, und der gerne zweckentfremdet. Ich rette all möglichen Sperrmüll, solange er dazu dienen kann, meine kreative Zone in meiner Wohnung zu bereichern. Und so ist es vielleicht auch nicht überraschend, dass ich Flohmärkte liebe.

Seit etwas länger als einem Jahr betreibe ich nun „Junkjournaling“ – Junk bedeutet auf Englisch „Müll“, also Sachen, die man eigentlich wegwerfen würde. Und Journaling ist im einfachsten Sinne Tagebuch führen – oder generell zu dokumentieren, was man erlebt oder was man für wichtig genug hält, um es irgendwie festzuhalten.

© Tamara Nuber

Beim ursprünglichen Junkjournaling nimmt man einfach Papiere, die man eigentlich wegwerfen würde – das heißt Flyer, Papiertüten vom Supermarkt, Junk-Mail aus der Post, Preisschildchen von Kleidern, das Pack-Papier von Amazon oder alte Unterlagen – und bindet diese zu einem Buch (Journal). Dieses Buch gestaltet man dann weiterhin im Inneren mit Ephemera. Ephemera sind Dinge, meist aus Papier, die nur zur einmaligen Verwendung hergestellt wurden und danach ihren Zweck/Sinn verlieren. Also Tickets, Flyer, Servietten, Visitenkarten und so weiter.

So entsteht aus eigentlichem Papiermüll ein selbstgemachtes Buch aus Materialien, die einen an diverse erlebte Momente erinnern. Die Tickets, die man im Urlaub erworben hat, die Serviette aus dem Restaurant, in dem man gegessen hat – alles findet plötzlich einen Ort, an dem man zusätzlich schriftlich festhalten kann, was man erlebt hat. Und so entsteht eine ganz ansehnliche und fühlbare Art und Weise, bestimmte Erinnerungen festzuhalten. Quasi wie Scrapbooking, wobei beim Scrapbooking hauptsächlich Fotos im Vordergrund stehen, und beim Junkjournaling aber alles Mögliche verwendet wird, was nur irgendwie in ein Buch hinein passt.

© Tamara Nuber

Als ich damals von dieser Art Journaling zu betreiben erfuhr, war ich hin und weg. Die Menschen, die dieses Hobby ausüben, nennen sich auch „Memory Keeper“, und ich konnte das sofort mit mir assoziieren. Schon immer habe ich allen möglichen Kram aus dem Urlaub oder auch aus dem alltäglichen Leben in wichtigen Momenten gesammelt. Das ganze Zeug landete in einem Schuhkarton… aber seitdem ich Junkjournaler bin, bekommt alles ein Zuhause in meinen Büchern.

Nun gibt es viele Abwandlungen und Möglichkeiten, wie Junkjournaling noch aussehen kann. Es gibt mittlerweile Menschen, die mit dem Erstellen von Designpapier ihren Lebensunterhalt verdienen. Die Künstler stellen ihr Papierdesign online zum Kauf zur Verfügung und man kann es sich dann zuhause auf normales Druckerpapier ausdrucken und dann zu einem Buch binden. Dabei werden viele Themen angesprochen. Florale Designs, ein Design, das an Omas Kochbuch erinnert, damit man Rezepte dokumentieren kann, bis hin zu Fantasy-Designs, falls man seine liebsten Märchen in einem thematisch passenden Buch dokumentieren will. Das hat dann nichts mehr mit Müll-retten zu tun, aber kreativ ist es genauso.

Dies vorab zum Thema Junkjournaling.


Ich begann damit, um meine Beziehung zu meinem Mann zu dokumentieren. Ich erfuhr über Junkjournaling und kreierte sofort ein Journal, in dem ich alle Tickets, Fotos und Erinnerungen über und mit meinem Mann festhielt, denn er ist Amerikaner und wir führten ein Jahr lang eine Fernbeziehung, bevor wir heirateten. Danach kam das zweite Beziehungs-Journal. Danach ein Journal für Mixed-Media Kunst… eines über Fantasy-Drachen, eines über die Natur, in das ich getrocknete Blätter und Blumen klebte. Es gibt keine Regeln beim Junkjournaling, alles ist erlaubt und es macht unheimlich viel Spaß.

© Tamara Nuber

Online habe ich gesehen dass viele Junkjournaler auch in Richtung Vintage gehen. Sie kaufen alte Schwarz/Weiß-Fotos auf dem Flohmarkt, Postkarten, Dokumente, und nutzen diese um Vintage-Journals zu erstellen. Oft wird dann ein schöner Spruch, ein Gedicht, ein Zitat per Schreibmaschine auf ein Stück Papier getippt und auf die Collage geklebt, was das ganze Kunstwerk noch poetischer wirken lässt. Der Charme der getippten Buchstaben gefiel mir so gut, dass ich auch eine Schreibmaschine haben wollte.

Ich suchte dann also den ganzen letzten Sommer über eine Schreibmaschine und besuchte dazu sämtliche Flohmärkte im Umkreis. Und irgendwann klappte es dann. Auf einem Flohmarkttisch sah ich eine kleine, babyblaue Schreibmaschine mit eingelegtem Papier, auf welches die Verkäuferin einen unheimlich witzigen Text getippt hatte: „Hey du! Ja, genau du! Ich bin eine Schreibmaschine und wie du siehst funktioniere ich noch wunderbar! Na, wie wär’s mit uns zwei? Für 30 Euro komme ich mit dir mit. Bitte lass mich nicht zurück!“

Zum einen fand ich den Text so charmant, dass ich mich sofort verliebte, zum anderen wollte ich nur eine Maschine kaufen, die ich auch testen konnte – und diese funktionierte offensichtlich tadellos. Eine Brillant Junior von Neckermann, mit Deckel sogar. Ich kaufte sie und die Verkäuferin drückte den Deckel drauf. Ich traute mich gar nicht, sie am Henkel nachhause zu tragen, weil ich nicht wusste, wie alt die Maschine war und wie stabil der Henkel noch ist. Heute weiß ich, dass alles in bestem Zustand ist.

Ich nutzte die Maschine hier und da, um ein inspirierendes Zitat in meine Journals zu bringen, einmal schrieb ich einem Freund einen Brief damit, aber ansonsten fand sie nicht viel Verwendung.

© Tamara Nuber

Dann starb mein Opa. Meine Oma war ein Jahr zuvor gestorben. Ich als Memory Keeper habe natürlich darauf bestanden, alle Fotos und Dokumente aus seinem Besitz zu erhalten. Und zum Glück geschah es dann auch so. Nun saß ich zuhause und sichtete einen Abend lang etliche Bilder, Feldpost und Dokumente, die Informationen in Sütterlin und Kurrentschrift enthielten. Zum Glück hatte ich durch das Junkjournaling-Hobby bereits Sütterlin grob schreiben gelernt. Ich hatte vor nicht all zu langer Zeit einen Sonntag geopfert, um mir einen kompletten Onlinekurs zu gönnen, in dem ich alles Wichtige über Sütterlin lernte und den ganzen Tag lang Wörter schrieb. Es hat einen besonderen Flair, wenn man in sein Journal in Sütterlin schreibt – besonders wenn es um private Erlebnisse geht, die vielleicht nicht jeder so einfach lesen können soll.

Beim Studieren der Unterlagen meines Opas dachte ich: „Mensch, diese Sachen muss man übersetzen und festhalten.“ Der Entschluss ein Ahnen-Journal über meine Familie zu erstellen war schnell gefasst. Da ich meine Handschrift nicht sonderlich mag, entschloss ich, die Briefe in Sütterlin Wort für Wort auf der Schreibmaschine zu übersetzen. Das Ganze tippte ich auf Papiere, die ich teils mit Kaffee eingefärbt hatte, teils war es braunes Packpapier oder einfach alte Papiere, die vergilbt sind und die ich auf Flohmärkten gefunden hatte. Hauptsache der Look ist alt und passt zu den Fotos von Opa.

Die Texte hielt ich kurz und schnitt sie dann aus, um sie zu den entsprechenden Fotos ins Journal zu kleben. Ich betrieb ein gutes Stück Ahnenforschung und erzählte in meinem Journal zunächst von meinen Ur-Ur-Großeltern, da ich auch von ihnen noch Fotos hatte, und ging dann von da aus immer weiter in die Zukunft. Der Vater meines Opas hat 1901 das Haus gebaut, in dem ich heute noch lebe. Damals war es eine Wirtschaft mit Wohnräumen darüber, heute ist es nur noch ein Wohnhaus. Auch Dokumente über das Haus brachte ich in meinem Journal ein.

© Tamara Nuber

Dieses Journal ist mir wirklich eine Herzensangelegenheit und es macht mir unheimlich viel Spaß, daran zu arbeiten. Wenn ich am Tag auf der Arbeit bin, freue ich mich schon darauf, am Abend wieder auf meiner Schreibmaschine schreiben zu können und die alten Fotos und Briefe zu studieren. Ich bin mit meinem Ahnenjournal noch nicht fertig, aber ich genieße den Prozess.

Zum Papier:
Wie gesagt – es geht hier im Grunde immer noch um Junk-Journaling. Ergo: Überwiegend nutze ich „Müll“, um damit zu arbeiten. Ich sammle alles Mögliche an Papier, was normalerweise im Müll landet, und wenn es in ein Vintage-Journal soll, wird es in Kaffee gebadet. Man kann Papier (und Textilien) auch mit Zwiebelschalen färben, oder Tee, oder Avocadoschalen sowie mit Rost. Ich habe das alles schon getestet, aber Kaffee ist am unkompliziertesten und gefällt mir vom Farbton her am besten. Ich sammle über das ganze Jahr Papier und im Sommer nehme ich eine Wanne, in der ich Instantkaffee in lauwarmen Wasser löse – aber ganz stark, so würde man ihn niemals trinken. Ich tauche jedes Blatt in die Kaffeemischung und verteile dann alle Seiten im Garten, wo sie in der Sonne wunderbar trocknen. Alternativ kann man Papier auch im Ofen trocknen, aber die Sonne kostet keinen Strom 😉 Wenn man auf die Kaffee-nassen Seiten in der er Sonne eine Pflanze legt, oder eine Schablone, dann zeichnet sich das Muster entsprechend im Kaffee ab. Das gibt tolle Effekte auf dem Papier. Natürlich wird das Papier durch die Feuchtigkeit wellig, aber mir gefällt das so. Wenn man das nicht mag, kann man das getrocknete Papier auch bügeln.

© Tamara Nuber

Jetzt fragen sich einige bewanderte Leser wohl, wie es mit der Säurebelastung aussieht. Kaffee ist recht säurehaltig und Säure zersetzt Papier. Ich kann nicht sagen, wie viele Jahre meine Journals überleben. Es ist möglich, dass sie irgendwann auseinanderfallen, weil die Säure ihre Arbeit macht. Aber um ehrlich zu sein, stört mich das nicht, denn was für mich zählt, ist die Optik, die ich im Hier und Jetzt erlebe. Und im Übrigen denke ich, dass es gar nicht mal so schlecht wirkt, wenn das Journal alt und zerfleddert aussieht – das entspricht ja nur noch mehr dem Look, den ich anstrebe. Ich glaube nicht, dass ich noch erlebe, wie der Kaffee das Papier zersetzt. Und ich weiß nicht, ob die Generationen nach mir dieses Buch aufbewahren werden. Und wenn doch – alle Fotos, die ich nutze, befestige ich mit Fotoecken und nicht mit Kleber – so können sie entnommen und Seiten gegebenenfalls repariert werden.

© Tamara Nuber

Neben dem kaffeegefärbten Papier nutze ich alle möglichen anderen Papiere, solange sie bräunlich oder vergilbt sind. Also alte Seiten aus Büchern vom Flohmarkt und Verpackungspapier, welches ich auseinander knülle und dann in Engelsgeduld auf A4-Größe zuschneide. Dass das Papier dann verknittert ist, stört mich auch nicht – im Gegenteil. Die Schreibmaschine kommt trotzdem damit zurecht und mir gefällt der „benutzte“ Look.

Tamara

INFO: Tamara Nuber auf Instagram: instagram.com/nuberarts/

„Mission: Impossible 7“ – Diese Schreibmaschine wird sich nach dem Bruchteil einer Sekunde selbst zerstören…

Ich kann mich noch genau erinnern, wo ich das erste Mal Ethan Hunt gesehen habe. Vom Gefühl her war es 1997 (könnte aber auch das Jahr davor gewesen sein). Ich war auf Interrail mit einem der besten Menschen, die ich kenne. Wir waren in Cardiff, der Hauptstadt von Wales – und vom vielen Zelten und Essen bei McDonald’s oder aus der Dose wollten wir uns an diesem Abend mal etwas Luxuriöseres gönnen. Ins Kino gehen. Yay! Ich liebäugelte kurz mit dem parallel laufenden „Screamers“ mit Paul Weller, weil ich Tom Cruise nicht so mag – aber wir entschlossen uns dann doch für mehr Hollywood-Feeling. Und was soll ich sagen? Ich genoss es. Gut, es war „James Bond“ auf amerikanisch. Aber ich mag den Film. Dass daraus aber ein so langlebiges Franchise – genau wie bei „James Bond“ mit Höhen und Tiefen – wird, damit habe ich aber nicht gerechnet. Wobei ich das Gefühl habe, dass „Mission: Impossible“ mit der Zeit sich mehr an „Fast & Furious“ orientiert.

Sprung nun ins Jahr 2023, der Trailer zum nunmehr siebten und achten Teil der Spionage-Gegenspionage-Saga „Mission: Impossible – Dead Reckoning“ (es soll ja ein Zweiteiler werden). Und wieder müssen Ethan Hunt und sein anwachsendes Team aus treuen Gefährten (Stirbt da nicht irgendwann mal jemand endlich? Es warat wegn der Dramatik, Tragik und so.) einmal die Welt retten.

Trailer courtesy of Paramount Pictures Germany – KinoCheck

Ich glaube, ich habe mir den Trailer so zwei, drei Mal angeschaut, bevor mir etwas auffiel. Es ist nur für den Bruchteil eines Augenblicks zu sehen – und vielleicht habe ich gerade bei den ersten beiden Malen mit den Augen geblinzelt und deswegen nicht gesehen. Aber kann es sein? Ist da tatsächlich…?

Ich hielt den Trailer an – und ja… in der Tat! Eine Schreibmaschine!

Screenshot – Trailer courtesy of Paramount Pictures Germany – KinoCheck

Und dann… die nächste Sequenz gleich. Sogar ein ganzer Raum voller Schreibmaschinen! Bin ich im Himmel gelandet? Aber so schnell die Schreibmaschinen aufgetaucht sind, sind sie auch wieder verschwunden. Und ich bleibe zurück und mache mir so meine Gedanken, was ich da eigentlich gesehen habe.


„Mission: Impossible“ ist – wie „James Bond“ – unter anderem ein Gadget-Film. Der 2-Komponenten-Explosiv-Kaugummi, die lebensecht wirkenden Masken, die mit dem 3D-Drucker erzeugt werden, die Sonnenbrille, die Videonachrichten empfängt, der Anzug, mit dem man an Fensterscheiben haftend raufklettern kann. Sachen, die es gibt, Sachen, die weitergedacht wurden, Sachen, die es geben könnte – und auch vollkommen unrealistische Sachen. Und dann – peng – als Kontrast werden diesen technischen High-End-Gadgets nun mechanische und elektrische Schreibmaschinen gegenübergestellt. Das hat so etwas von David (in diesem Fall Schreibmaschine) gegen Goliath (Computer) an sich. Und ich bin sowieso immer auf der Seite des Underdogs.

Dass diese alten Schreibgeräte in einem modernen Spionagethriller auftauchen, hat natürlich mit der Mär zu tun, dass man sie im Gegensatz zum Computer nicht hacken kann. Man kann sie nicht unbemerkt anzapfen und in Echtzeit Informationen absaugen. (Das stimmt nur bedingt, aber dazu später.) Ein Stromausfall macht einer mechanischen Schreibmaschine nichts aus – und Probleme mit Software und Malware gibt es auch nicht.

Screenshot – Trailer courtesy of Paramount Pictures Germany – KinoCheck

Nicht umsonst hält sich die Geschichte, dass Geheimdienste Anfang der 2010er-Jahre sich wieder Schreibmaschinen zulegten. Kann natürlich auch ein Gerücht wie jenes von der Sehkraft-stärkenden Karotte sein, um den Feind zu irritieren. Das kam während des Zweiten Weltkriegs auf, als die Briten erste Erfolge mit dem Radar gegen die deutsche Luftwaffe erzielten. Um die Bedeutung des Radars zu verschleiern, wurde einfach das Gerücht in die Welt gesetzt, dass Karotten die Sehkraft der Piloten stärken würde. Das war so erfolgreich, dass ich es heute noch höre (und innerlich auch gern glauben möchte).

Dass (zumindest) eine elektrische Schreibmaschine angezapft werden kann, beweist eine Geschichte aus dem Kalten Krieg. In den 1970ern vermuteten US-Abwehrspezialisten, dass die amerikanische Botschaft in Moskau verwanzt war. Allerdings fand man lange Zeit nichts, nur eine heimlich eingebaute Antenne, die irgendwelche Signale aus dem Inneren des Gebäudes empfing. Es dauerte einige Zeit, bis man dahinter kam, dass in eine elektrische IBM Selectric eine Hardware versteckt eingebaut wurde, die das Tippen der Buchstaben aufnahm und weiterleitete. Dabei war aber nicht die Tastatur „verkabelt“ (was vielleicht eher aufgefallen wäre), sondern das Getippte wurde aus den Bewegungen des Typen-Kugelkopfes herausgelesen, berichtete die Plattform Arstechnica.com 2015 in einem Artikel. Das Praktische daran: Die Spionage-Hardware benötigte ja auch Strom, die sie quasi im Betrieb der elektrischen Schreibmaschine gleich mitbezog.

Ich bin nur neugierig, ob die besondere Bedeutung dieses Raumes voller Schreibmaschinisten in „Mission: Impossible – Dead Reckoning“ näher erklärt wird.


Irgendwie finde ich es witzig, es quasi live mitzuerleben, wie aus einem früheren Alltagsgegenstand wie der Schreibmaschine etwas Mysteriöses wird, das in der Welt von Agenten und Killern Bestand hat. Ich glaube, das erste Mal ist mir das verstärkt bei „John Wick“ mit Keanu Reeves aufgefallen. Da gibt es ja diesen Mail Room, in dem auf Suicide Girls getrimmte Sekretärinnen, offiziell The Accountants genannt, Auftragsmorde weiterleiten und den Status der Berufsmörder verwalten. Da sieht man neben altmodischen Telefonschaltzentralen, Banker-Lampen, Monochrom-Bildschirmen und (bilde ich es mir ein?) C64-Computern auch Schreibmaschinen. So herrlich analog.

Screenshot – Trailer courtesy of Concorde Filmverleih – KinoCheck

Vor kurzem habe ich wieder einen Trailer zu einem Film, in dem kurz eine Schreibmaschine auftauchte. Es war in Richtung SciFi, wenn es mir wieder einfällt, werde ich es hier nachtragen.

Und fallen Euch irgendwelche Filme ein, in denen Schreibmaschinen trotz (oder wegen) ihrer Antiquiertheit eine besondere Rolle spielen? Bitte um Tipps in den Kommentaren (und lasst ein Abo da… ach, nein, das sagt man ja nur, wenn man Videos macht…).

Rodja

P.S.: Ein Gedanke, den ich da als Laie habe… Eine Kugelkopfmaschine hat da, würde ich mal sagen, mathematisch nachvollziehbare Bewegungen. Man drückt einen Knopf – und von der Drehung zur richtigen Position des Buchstabens auf dem Kugelkopf bis zum Drucken desselbigen aufs Papier… das kann man theoretisch erfassen. Aber wie ist das bei mechanischen Schreibmaschinen? Die Finger sind unterschiedlich stark, der Aufdruck dementsprechend unterschiedlich. Und wenn sich die Typisten auf der gleichen Schreibmaschine abwechseln, kommt man zu unterschiedlichen Anschlägen. Soweit meine laienhafte Theorie. Könnte man also Daten aus einer mechanischen Schreibmaschine schwerer ablesen, als von einer elektrischen Kugelkopfmaschine?

Kurzfilm „The Typewriter“ von Evelyne du Bois

Wenn man gedanklich ein Musikstück mit Schreibmaschinen verbindet, dann ist das wohl „The Typewriter“ von Leroy Anderson. Das 1950 komponierte, nur 1:34 Minuten lange Stück wurde durch den pantomimischen Sketch des US-Komikers Jerry Lewis, den er oft in seinen Programmen einsetzte und schließlich auch in der Komödie „Der Ladenhüter“ (1963) filmisch verewigte, weltbekannt. Seitdem gab es viele Interpretationen: vom Sketch, aber auch vom Musikstück selbst. Auch hier im Blog wurden einige vorgestellt – vom A cappella-Beitrag von Tolga Gülen über die Volksmusiker von Knedl & Kraut (Beitrag auf Youtube wurde anscheinend gelöscht) bis hin zum Schlagerstar Helene Fischer. Natürlich wird das komische Stück auch von einem rein klassischen Orchester gespielt, wie z.B. mit dem bekannten österreichischen Percussionisten Martin Grubinger (The Typewriter (Leroy Anderson) – WhatsAppStyle by Martin Grubinger).

Vor kurzem stieß ich auf eine neue, filmische Interpretation des Schreibmaschinen-Lieds, diesmal von der Niederländerin Evelyne du Bois, die 2019 ihr 2D-Animations-Studium an der Hogeschool voor de Kunsten (HKU) in Utrecht abschloss. Bereits 2018 machte sie als Abschlussarbeit für ihr zweites Jahr „The Typewriter“, über den sie nun mit den Schreibmaschinisten sprach.

Mit dem Film war sie auch auf einigen Filmfestivals. „Ich wurde sogar mit einigen Studienkollegen und einem Professor nach China zu einem Filmfestival eingeladen. Das war bis dahin mein größter persönlicher Erfolg.“ Aber „The Typewriter“ wurde nicht nur zu reinen Filmfestivals eingeladen. „Ich fand es toll, dass der Kurzfilm auch auf einigen Tanzfilmfestivals gezeigt wurde. Es überraschte mich total, dass man ‚The Typewriter‘ auch als Tanzfilm und nicht nur als Animationskurzfilm wahrnehmen könnte.“

Zum Film – hier entlang…

The Typewriter from Evelyne du Bois on Vimeo

Ob sie durch Filme wie „Mademoiselle Populaire“ oder den Jerry-Lewis-Sketch zu ihrem Film inspiriert wurde? Das verneinte Evelyne du Bois gegenüber den Schreibmaschinisten. „Um ehrlich zu sein, ich kannte weder Jerry Lewis noch den Film ‚Mademoiselle Populaire‘. Was schade ist, weil sie wirklich gute Inspirationsquellen gewesen wären. Und jetzt möchte ich mir unbedingt ‚Mademoiselle Populaire‘ anschauen!“

„Ich wollte eigentlich immer schon etwas mit Ballett animieren“, erklärte die 2D-Animatorin den Grundgedanken für ihren Film. „Da gibt es auch ein Musikstück namens ‚The Office‘ aus dem Film ‚Brazil‘, wo Schreibmaschinen einen bestimmten Rhythmus vorgeben. Da wusste ich, dass ich auch Schreibmaschinen für den Film verwenden würde. Ich empfand dieses Musikstück als catchy – und eigentlich wollte ich es auch als Ausgangspunkt für den Film verwenden. Aber ich wusste nicht, welche Geschichte ich damit erzählen könnte, und ich fand auch nicht heraus, wie und was ich zu dieser Musik animieren könnte.“

© Evelyne du Bois

„Aus meinem Ballett-Unterricht wusste ich aber, dass es da noch ein anderes Musikstück gibt, in dem Schreibmaschinen benutzt werden. Meine Lehrerin spielte damals sehr oft Musik von Leroy Anderson, und daheim hatte auch meine Mutter eine CD von Leroy Anderson. Aber da hatte ich schon fünf oder sechs Jahre lang nicht mehr das Stück ‚The Typewriter‘ gehört“, so du Bois. Als sie es dann aber nach langer Zeit zum ersten Mal wieder hörte, machte es sofort „Klick“, vor allem fiel ihr auch auf Anhieb eine Geschichte ein. „Musik ist eine meiner Hauptquellen für Inspirationen – und auf die ganze Story kam ich nur durch dieses Musikstück.“

Der Zeichenstil orientiert sich sehr an den 1950ern und 1960ern. „Ich wollte den Film in dieser Zeitperiode ansiedeln, weil diese am besten zu der Musik passt – aber eben auch zum Thema der Sekretärin, die ihren Büroalltag meistern muss. Auch der im Film verwendete Zeichenstil ist vom damals vorherrschenden Zeichenstil Comic Modern beeinflusst. Ich liebe diesen Stil, er ist für viele meiner Arbeiten eine meiner Inspirationsquellen. Ich mag diese dicken, schwarzen Linien und diese simplen, aber klaren Formen.“

© Evelyne du Bois

Allerdings: „Ich wollte aber auch mit diesem Stil brechen, mehr lose Linien verwenden, mehr Farben, wie man sie aus dem Showbiz kennt, zeigen, wenn sie eben zu tanzen anfängt. Ich wollte zeigen, ja, genau so will sich die Protagonistin fühlen: aus dem Alltagstrott ausbrechen, lockerer werden und jenen Schritt wagen, um ihre – vielleicht auch unsicheren – Träume zu verfolgen.“

Welche Schreibmaschinen wurden eigentlich als Referenz benutzt? Anhand bestimmter Formen und Farben würden die Schreibmaschinisten schon einmal auf die Hermes 3000 tippen. „Es ist schon eine Zeit her, dass ich an diesem Film arbeitete. Ich erinnere mich nicht mehr genau daran, welche Schreibmaschine ich da als Referenz benutzte“, erklärte du Bois auf Anfrage. „Ich dachte, das Meerschaumgrün wäre so eine typische 1950er-Farbe und ich suchte online nach guten Bildern von Referenzmodellen. Ich war auch in Second-Hand-Läden, wo ich viele Fotos von gebrauchten Schreibmaschinen schoss. Es kann also durchaus die Hermes 3000 sein, mit der ich anfing. Aber letztendlich dachte ich mir dann doch ein abgewandeltes, etwas vereinfachteres, leichter zu zeichnendes und animierendes Modell aus.“

Mit Schreibmaschinen zum Arbeiten kann sie persönlich nichts anfangen. „Es ist mehr das Geräusch und das Tippen der Tasten an sich, das ich an Schreibmaschinen mag. Es ist wirklich einfallsreich, wie Musiker die Schreibmaschine als rhythmisches Instrument benutzen. Damit hat auch meine Faszination begonnen. Andererseits mag ich auch diese großen, alten Registrierkassen in den Geschäften sehr – mit ihren roten, echten Tasten (statt diesen Touchscreen-Kassen, die wir heutzutage haben). Die machen mich richtig nostalgisch. Schreibmaschinen erinnern mich an diese alten Registrierkassen, darum mag ich sie wohl so sehr. Aber leider besitze ich selbst keine Schreibmaschine.“

Zurzeit arbeitet Evelyne du Bois als freischaffende 2D-Animatorin von Auftragsarbeit zu Auftragsarbeit. Zuletzt erhielt sie aber eine Förderung für ein eigenes Projekt, das sich gerade in der Vorproduktionsphase befindet.

Rodja

PS: Bereits 2015 stellte ich hier einen Animationsfilm vor: „Typewriterhead“ von Eric Giessmann, der in dem Film auch seine schwerwiegende Tinnitus-Erkrankung thematisierte.

Christian Machacek, mein „partner in crime“

© Hallmann Entertainment

Heute stelle ich Euch Christian Machacek vor, meinen „partner in crime“ in Sachen Drehbücher. Christian ist auch von diesem Analog-Fieber infiziert. Kennengelernt habe ich den Filmemacher und Produzenten, als ich für die Zeitschrift „celluloid“ zum Thema Super 8 und 8mm-Film recherchierte. Damals vertrieb er über einen Shop eben erwähntes Filmmaterial. Irgendwie liefen wir uns dann ständig über den Weg – und irgendwann fragte er mich mal, ob ich nicht an einem Drehbuch mitarbeiten möchte. Und so kam es 2015 zu mehreren Sessions bei ihm daheim, wo wir die Plots für zwei Horror-Drehbücher zusammenschusterten. Ich muss sagen, es war für mich die bisher angenehmste Art zu arbeiten. Wir saßen im Garten draußen, es war heiß, wir hatten unsere Füße in zwei kleine aufblasbaren Pool – und wir tippten mit unseren Schreibmaschinen auf Notizkarten, die wir dann auf einer Magnettafel befestigten und bei Bedarf die Handlungsstänge hin- und herschoben.

Leider wurde bis dato keiner der Stoffe verwirklicht. Das hängt aber auch damit zusammen, dass Christian Geld verdienen muss. Und das macht er, indem er in der Weltgeschichte herumreist und Dokus dreht – so z.B. „Beer-tastic!“ mit dem österreichischen „Bier-Papst“ Conrad Seidl, „Breathtaking“ über atemberaubende Naturschauplätze oder „Ghosts of the Kalahari“ über indigene Völker in Afrika im Kampf um ihre Selbstständigkeit und ihre Kultur.

Breathtaking – Official Teaser from Hallmann Entertainment Company on Vimeo

Aber vielleicht steht bald ein neues Projekt mit Christian an. Zumindest hat er schon mal angefragt. Und wer weiß, vielleicht sitzen wir 2023 wieder in seinem Garten – ich mit überbordenden Ideen und er mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck, weil er natürlich gleich alles budgetmäßig überschlägt und es sich vorne und hinten nicht ausgehen wird. (Ich muss gestehen: Ich liebe es, wenn diese Panik in seinen Augen aufblitzt.)

Aber bis jetzt haben wir es noch immer geschafft, brauchbare Geschichten zu kreieren.

Und irgendwann erzähle ich noch, wie Christian mir geholfen hat, einen echten Schreibmaschinentisch zu bekommen. Das ist auch noch einen eigenen Text wert.

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Es herrscht schon viele Monate (oder gar Jahre?) die Situation, dass mich mein lieber Freund Rodja sporadisch und dennoch mit unverschleierter Hartnäckigkeit, offensichtlich unterschwellig dazu drängt, für seinen ausgezeichneten Blog über Schreibmaschinen ein paar Zeilen zu verfassen.

Nun scheint es soweit zu sein. Er hat es geschafft. Während meiner jährlichen Arbeitsklausur auf einer Insel im Atlantik gebe ich seinem stets beiläufigen Drängen nach und füge mich seiner Bitte. Ich beantworte endlich seine immerwährende Frage, die er schon vielen anderen vor mir gestellt hat: Warum es mir gerade Schreibmaschinen angetan haben?!

Vielleicht, weil ich mich schon in den letzten beiden Volksschuljahren als Herausgeber einer Schülerzeitung versucht und zu Beginn ein paar Kurzgeschichten noch mit der Hand verfasst habe. Bis… ja, bis ich die grün metallic-lackierte Schreibmaschine eines Versandhauses bei meiner Mutter entdeckte und sie still und heimlich in mein Zimmer verfrachtete. Ein Blatt Papier einspannte… und mit Fingern und Augen synchron über der Tastatur kreisend versuchte, meine für mich spannenden Geschichten mit Hilfe dieser modernen Technik zu manifestieren. In ausgereifter, autodidaktisch erlernter Zwei- bis Vierfingertechnik, die ich übrigens noch immer anwende. Wenngleich inzwischen ein wenig schneller.

© Cornelia Machacek

Vielleicht, weil ich viele Jahre später, in denen ich – wie unzählige andere meiner Zeitgenossen – jede noch so unnötige technische Innovation mitgemacht habe, einfach mal genug hatte. Genug von dem ständigen Gefühl, etwas zu versäumen, zu langsam zu sein – oder sich für teures Geld sein Leben nicht mehr verschlimmbessern zu wollen. So fiel eines Tages mein Auge auf eine Triumph Gabriele 35, die, nachdem Tastatur und Walze gereinigt und sie mit neuem Farbband versehen war, sofort zum Einsatz kam. Und sofort war da wieder etwas Heimeliges, etwas Vertrautes.

Vielleicht war es dieser entscheidende Moment, in dem ich keinen aktiven Druck verspürte. Nicht so, wie wenn man auf einen unerbittlich blinkenden Cursor am Computermonitor starrt. Dieser Moment, der mich veranlasst hat, zumindest das Grundkonzept für Drehbücher, Ideen und Synopsen von nun an mechanisch zu verfassen. Die Erstfassung auf Biegen und Brechen zu Papier zu bringen, ohne zurück zu blicken. Ohne Fehler zu korrigieren. Ohne an einzelnen Worten zu tüfteln, bis man zufrieden ist. Ohne eine Kopie zu haben und einen das mulmige Gefühl überkommt, dass die ganze Arbeit umsonst war, wenn man diese zahlreichen losen Seiten Papier verliert. Oder sie durch Feuer zerstört werden. In solchen Situationen kommt bei mir immer Feuer ins Spiel, obwohl ich dadurch noch nie eine Arbeit verloren habe. Aber es klingt halt so herrlich dramatisch – und endgültig.

Vielleicht, weil man sich – alleine in einem Raum mit seiner Schreibmaschine – fühlt, als ob man sich zu einer Reihe ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautoren gesellt, die alle, ausnahmslos, mit denselben Dämonen zu kämpfen haben und dennoch nur eines wollen: Diese eine Geschichte, die einem ständig im Kopf herum schwirrt, zu Papier zu bringen.

Vielleicht, weil für mich das Design vieler Schreibmaschinen ihren ganz speziellen Charakter darstellt. Form, Rundungen, Farbe, Geräusch und Technik mit dem damit verbundenen Schreibkomfort, der einem nach und nach vor Augen führt, wie hilflos man sich dieser scheinbar überholten Technik ergeben hat. Nach den ersten paar Maschinen spürt man diesen Drang, weiter zu suchen, noch eine zu erwerben. Um schließlich diejenige zu finden, die alles in sich vereint: das schönste Design, den perfekten Anschlag, den angenehmsten Klang, kurz: jene Maschine, die einem für immer zur Seite stehen wird. Nur um zu erkennen, dass es – wie bei so vielen Dingen – absolute Perfektion auch hier nicht gibt.

Vielleicht wird es mir eines Tages einleuchten, dass diese immerwährende Suche nach einem begehrten Modell grundlos ist, nur weil man einmal eine Testseite darauf tippen möchte. Vor allem, wenn man im Grunde genommen bei einer Auswahl von guten zwei Dutzend Maschinen zu Hause sowieso insgeheim schon seine Favoriten hat. In meinem Fall die Olivetti Valentine (weil sie ein Geschenk meiner Frau ist), die Olympia SM3, die Smith-Corona Skyriter (mit QWERTZ-Tastatur!) und natürlich die grandiose Hermes Baby, die ich liebevoll restauriert habe und nun aussieht – und auch schreibt – als wäre sie gerade erst aus der Fabrik gekommen.

Vielleicht aber auch, weil ich grundsätzlich allem Analogen ein wenig verfallen bin. Neben den erwähnten Schreibmaschinen zählen auch mehrere Filmkameras und Filmprojektoren, sowohl Super8 als auch 16mm, zu meinem ganz persönlichen Schatz. Und damit auch genügend „Software“ vorhanden ist, sammelt man überdies komplette englische Spielfilmfassungen aus den USA und UK, deren Kaufpreis bei anderen Kollegen und in der Familie oft Kopfschütteln hervor ruft. Wozu so viel ausgeben, wenn derselbe Film doch in BluRay-Qualität für wenige Euro zu haben ist?

© Cornelia Machacek

Nun, auch hier ist es das Mechanische, das eben nicht hundertprozentig Genaue, das nicht sterile, nebenbei konsumierbare Vergnügen. Das Knattern des Projektors, den man akribisch wartet, nur um keine Kratzer in die zarte Filmemulsion zu ziehen oder einen Filmriss zu provozieren. Als wäre es die letzte Möglichkeit auf der Welt, diesen einen Film auf großer Leinwand zu betrachten. Mit seinem ungefilterten, lebhaften Filmkorn, gelegentlichen Unschärfen und kaum wahrnehmbaren Tonaussetzern.

Vielleicht ist es aber auch diese Liebe zur alten und dennoch Jahrzehnte überdauernden Technik, die mit einigen wenigen Handgriffen wieder unermüdlich ihre Dienste tut. Die Gewissheit, dass mit handwerklichem Geschick, Geduld und Phantasie in diese nach Gummi und Maschinenöl riechenden Relikte wieder Leben eingehaucht werden kann. Ganz im Gegensatz zu den modernen, digitalen Apparaten, die nach kurzem, intensiven Einsatz zum alten Eisen gehören – oder mit nichts und niemandem mehr kompatibel sein wollen.

Vielleicht ist es aber auch nur die Hoffnung, einen Teil seiner Kindheit oder seines Erwachsenwerdens mit diesen Wunderwerken der Technik bis zum unvermeidbaren Ende verfügbar zu haben. Diese Momente aus Farben, Gerüchen und Eindrücken, die sich unauslöschlich in die eigene Erinnerung eingebrannt haben. Vielleicht.

Christian Machacek
www.hallmann-entertainment.com

Das muss dann mal weg!

Eigentlich wollte ich es nie wieder tun – die Postkarten-Challenge. Einen Postkartenkalender nehmen und die 53 Postkarten ein Jahr lang abarbeiten. Ich habe das einige Jahre lang gemacht, aber dann war es halt doch nur mühsam.

Doch als ich den Kalender von Krieg und Freitag (Facebook) sah, wusste ich, dass ich noch mal in den Ring steigen muss…

Wer also irgendwann einmal im Jahr 2023 eine Postkarte erhalten will, möge mir bitte seine postalische Anschrift an schreibmaschinist(at)gmx.at übermitteln. Die Adresse wird nur für diese Aktion verwendet und nach Gebrauch automatisch zerstört. Die Aktion gilt nur, so lange Postkarten da sind.

Rodja

Eine Aktion der Société des affaires anachroniques wider leere Briefkästen.

Barbara Kaudelka: von Beruf Schauspielerin, von Berufung Schreibmaschinen-Kollekteuse

Auf diesem Blog hier stelle ich Leute vor, die – aus welchen Gründen auch immer – gerne mal in die Schreibmaschine hacken. Eine kleine Gruppe davon sind Filmemacher. So konnte ich schon Beiträge von Animationsfilmer Benjamin Swiczinsky (u.a. „Heldenkanzler“, Kurzfilm über den Austrofaschisten Engelbert Dollfuß) über seine Olympia Traveller de Luxe und Patrick Haischberger (Kurzfilm „Rainy Season“ nach einer Kurzgeschichte von Stephen King) über seine Olympia SM 3 hier einpflegen.

© Michael Taborsky

Nun darf ich zum ersten Mal jemanden vorstellen, die hauptsächlich vor der Kamera agiert: die Schauspielerin Barbara Kaudelka. Barbara und ich sind uns schon ein paar Mal im Rahmen meines Interesses für Indie-Filme über den Weg gelaufen. So spielte sie u.a. in „Katharsis“ von Kawo Reland und in der „Wienerland“-Webserie von Jan Woletz mit. (Das schreib‘ ich jetzt nur, um Schleichwerbung für meinen zweiten Blog HomeMovieCorner zu machen.)

Natürlich ist Barbara Kaudelka nicht für ihre Auftritte in Indie-Filmen bekannt. Bekannt wurde sie vor allem durch Filme und Fernsehserien wie „Janus“,„CopStories“, „Die Toten von Salzburg“ oder die US-Serie „Covert Affairs“. Natürlich ist sie auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten – sprich: Theater – vorzufinden. Und ihre Stimme kennt man in Österreich auch aus Werbungen und Dokumentationen und als Erzählerstimme in der ORF-Serie „Walking on sunshine“. Ein richtiger Ohrwurm, sozusagen. Und wäre das nicht Multitalent genug, schreibt sie auch noch Kolumnen (u.a. für „VOR Magazin“ und „Schau Magazin“). Fehlt noch, dass sie ein Buch schreibt (na, wenn das jetzt kein Spoiler ist…).

Und obwohl sie so omnipräsent ist… es ist mir bis vor kurzem nicht in den Sinn gekommen, dass sie – laut Eigendefinition – eine richtige Schreibmaschinen-Kollekteuse ist. Dabei waren die Anzeichen mehr als deutlich. Ein Foto auf Instagram hier, ein paar Schreibmaschinen in einem Talk mit Regisseur Leo Bauer („Der Blunzenkönig“, „Die Lottosieger“) im Hintergrund da. Erst nach einem Artikel in der „Kurier Freizeit“ erlebte ich einen richtigen Aha!-Moment. Man muss sich das ungefähr so wie in jener Szene von „Die üblichen Verdächtigen“ vorstellen, als der Polizeiermittler anhand von zahlreichen Details entdeckt, dass der vermeintlich harmlose Kriminelle in seinem Büro der brutale und gemeingefährliche Gangster Keyser Soze ist. Genau so müsst Ihr Euch das vorstellen. Barbara Kaudelka ist mein „Keyser Soze“…

Natürlich war ich neugierig und wollte ihren „Leidensweg“ erfahren. Ich schrieb sie an und plante, mit ihren Antworten einen Artikel zu schreiben. Womit ich nicht gerechnet habe: Die Antworten waren so umfangreich, witzig, sympathisch, empathisch und klug, dass der innere Chefredakteur in mir aufschrie: „Ach, pfeif drauf. Wozu die Mühe machen? Stell’s einfach online.“ (Okay, ein bisschen Faulheit war auch dabei.) Die Dame kennt sich auf jeden Fall mit Schreibmaschinen aus – und es macht Spaß, sie darüber philosophieren zu hören.

© privat

PS: Ein kleines Dilemma habe ich aber schon damit. Ist der „Hanx-Effekt“ ein Begriff? Ich erkläre gerne: Der mehrfach Oscar-gekrönte Schauspieler Tom Hanks ist ebenfalls ein Schreibmaschinen-Fan. Und sobald er im Fernsehen oder in einem Internet-Clip mit einer Schreibmaschine zu sehen ist, bemerken amerikanische Sammler ein Steigen der Preise. Ich blicke sorgenvoll in die Zukunft: Wird das nun in Österreich auch mit Barbara Kaudelka passieren?

Und nun… Vorhang auf für Barbara Kaudelka…

Wie genau mein Faible für Schreibmaschinen begonnen hat, kann ich gar nicht mehr so im Detail rekonstruieren – das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass es mich schon seit frühester Kindheit begleitet. Diese Faszination ist etwas, das mich eng mit meinem Vater verbindet, wir teilen uns diesen Spleen.

© privat

Ich erinnere mich daran, wie ich als kleines Mädchen in seinem Arbeitszimmer gesessen bin und auf seiner Schreibmaschine herumgefuhrwerkt hab. Damals war ich noch so klein, dass es nur wildes Herumgetippsel war – das muss nervtötend gewesen sein, aber mein Papa hatte damals schon eine Engelsgeduld mit mir: er hat mir Papier eingezogen, die Rolle justiert, alles erklärt und mich einfach machen lassen. Ich erinnere mich noch genau daran, wie er mir dann gezeigt hat, dass man bei Doppel-Farbbändern auch in Rot schreiben kann und wie man damit Muster tippen konnte. Das weiße Blatt Papier ist zum Leben erwacht, das war magisch. Als ich dann in das Alter kam, in dem ich schon Schreiben und Lesen konnte, habe ich auf seiner alten Olympia meine ersten Kurzgeschichten geschrieben. Ich weiß noch ganz genau, was mein erster längerer Text war: eine Nacherzählung von Sir Arthur Conan Doyles „Der Hund von Baskerville“. Hier haben sich recht früh drei Leidenschaften getroffen: Grusel-Genre, das Schreiben per se und die Magie der Schreibmaschine. 

Wie viele Schreibmaschinen hast Du? Hast Du bestimmte Vorlieben? Hast Du ein Beute-Schema? Was müssen die Schreibmaschinen können? 

Wieviele? Never enough 😆 Schreibmaschinen sind meine Manolo Blahniks. Aber Spaß beiseite; aktuell sind’s 26, davon stehen zurzeit 15 offen in der Wohnung. Seufz, das Kreuz mit dem Platz…

Beuteschema habe ich eigentlich kein spezifisches. Ich bin begeisterte Sammlerin, mein Lebensgefährte nennt mich liebevoll seinen nerd, aber ich gehe nicht primär nach dem Wert der Maschinen. Das mag jetzt vielleicht seltsam klingen, aber eine Schreibmaschine muss „Ausstrahlung“ haben, um mich abzuholen. Da gehören natürlich auch Optik, Funktionalität oder Seltenheit dazu, aber mehr noch ihre Geschichte. Eventuell auch kleine Produktionsfehler, die das Stück einzigartig machen.

Die Zeiten, in denen man ins Geschäft ging, um sich eine Schreibmaschine zu kaufen, sind lange vorbei. Heutzutage besorgt man sie sich von einem Vorbesitzer… oft sind es genau diese persönlichen stories, die eine Maschine besonders machen und mich letztlich zum Kauf bewegen. Wie weit ist sie gereist? Wer hat sie davor besessen, welche Lebensgeschichte zieht da gemeinsam mit der Schreibmaschine bei mir ein? 

Den Großteil meiner Maschinen hab ich ganz klassisch auf Flohmärkten oder auf gängigen Plattformen entdeckt, manche geschenkt bekommen. Vor Corona habe ich gemeinsam mit meinem Papa richtige Einkaufsfahrten unternommen: zuerst habe ich online ein paar Schreibmaschinen gefunden, Kaufinteresse bekundet, die Besichtigungs- und Abholtermine alle auf einen Tag gelegt, und dann sind wir zwei ins Auto gestiegen und oft quer durchs Land gefahren, um sie abzuholen. Abends sind wir dann mit breitem Grinsen und einem Kofferraum voller Schreibmaschinen wieder heimwärts getuckert. Herrlich!

Während der Pandemie hab ich das dann ein bisserl anders gehandhabt, da waren die Termine meist outdoor, teilweise waren das sehr lustige Begegnungen: Schreibmaschinen-Besichtigungen in Schrebergärten mit Armeen von Gartenzwergen um mich herum oder auch mal ein Tipptest auf einer Parkbank auf der Prater Hauptallee. Das Sammlerherz findet seine Wege. 😉

© privat

Ich lass es mir bei jedem Termin nicht nehmen nach der Geschichte hinter dem Verkauf, hinter dem Stück selbst zu fragen. So kommt man wunderbar ins Gespräch mit den Menschen und nicht selten sind da spannende Erzählungen zutage getreten – Lustiges, Berührendes, Skurriles. Oft sind es ältere Damen und Herren, die verkaufen.

Das sind meine Lieblingstermine – in sicherlich 95% der Fälle sind sie ziemlich verdutzt, dass jemand in meinem Alter sich für Schreibmaschinen interessiert. Mich amüsieren die überraschten Blicke insgeheim und wenn die Neugier dann siegt und sie kommt, die charmante Frage nach dem „Warum?“, freue ich mich jedes Mal, denn sie ist fast immer das Entrée zu einem interessanten Plausch.  

Immer wieder erreichen mich auch Emails von Menschen, die mitbekommen, dass ich Schreibmaschinen sammle und die mir Fotos von Fundstücken schicken, die sie irgendwo im Keller oder auf dem Dachboden herumstehen haben. Oft wissen die Verkäufer gar nicht, was sie da für Schätze loswerden wollen. Ich erinnere mich daran, wie einmal jemand die Schreibmaschine seines verstorbenen Großvaters weggeben wollte, um einen Pappenstiel. Das war ein zwar bisserl zernepftes, aber durchaus wertvolles Sammlerstück. Ich hatte damals schon ein Exemplar und hab’s nicht übers Herz gebracht, ihm das gute Stück so abzuluchsen. Ich hab ihm geraten den Preis zu verfünffachen und die Maschine an einen Sammler/Restaurator abzugeben; ein paar Wochen später kam dann noch ein Mail von besagtem Herren, in dem er sich bedankt hat und erzählt hat, dass er vom Erlös des Verkaufs seine Frau zum Jahrestag mal so richtig schick ausgeführt hat. Schön, oder? Hach, ich liebe solche Geschichten! 

© privat

Zu jeder Schreibmaschine, die ich besitze, gehört eine eigene story – und das macht sie für mich besonders. Egal, ob das meine Underwood ist, die ich von meinem Vater zu Weihnachten bekommen habe, oder eine antike Blickensderfer, die mir ein lieber Freund und Bestseller-Autor aus der Schweiz zum 40er geschenkt hat. Auch die wunderschöne, restaurierte Triumph, mit der mich zwei liebe Freunde überrascht haben, die ich vor einigen Jahren in einer freien Zeremonie „trauen“ durfte (ein Abend, der unvergesslich war) steht für ein besonderes Kapitel. Aber ebenso meine klapprige Olivetti Studio 45, die ein entzückendes Senioren-Ehepaar verkauft hat, weil es nach überstandener Krebserkrankung beschlossen hat eine Weltreise zu unternehmen, die blitzblaue Sperry-Remington, mit der ich mir das Baujahr teile (wir sind beide made in 1981), meine Continental aus dem Jahr 1932, die über die Jahrzehnte hinweg schon Besitzer in Italien, den USA und Skandinavien hatte, bevor sie bei mir in Wien gelandet ist oder die klobige, unscheinbare Büromaschine, die aber mal einem Top-Journalisten gehörte… it´s all about the story.  

Was machst Du mit Schreibmaschinen? Briefe schreiben? Romane? Artikel?  

In erster Linie sammle ich. Auch das Restaurieren macht mir Freude, oft brauchen die Schätzchen erst ein bisserl Zuwendung, wenn sie bei mir ankommen. 😉 Ich hab mir allerdings vorgenommen, das Vorwort zu meinem ersten Buch (an dem ich aktuell schreibe) an der Schreibmaschine zu tippen. 

Kennst Du noch andere Schreibmaschinen-Nutzer? 

Ja, einen sehr netten Typen namens Rodja Pavlik, der macht richtig lässigen stuff! 😉  (Anmerkung der Chefredaktion: Frau Barbara K. wurde weder bezahlt noch erpresst!)

Welchen Vorteil hat die Schreibmaschine gegenüber dem Computer? Was gibt Dir eine Schreibmaschine, was ein Computer nicht kann. 

Neben dem Offensichtlichen (eine Schreibmaschine funktioniert auch ohne Steckdose), isses natürlich die Haptik, die unerreicht bleibt. Es gibt zwar mittlerweile externe keyboards, die sowohl die Optik, als auch die typewriter-Tonalität imitieren, aber das ist nicht mehr als ein nettes gimmick, kein Vergleich zum Original … fast, als würde man eine Schreibmaschine auf wish bestellen. 😀  

Hast Du eine Lieblings-Maschine? 

Optisch steh ich ziemlich auf meine karamellbraune Olympia Splendid 33. Und auf meiner Hermes Baby schreib ich gern. Aber ganz ehrlich: ich lieb sie alle ❤️ 

© privat

Während der Corona-Lockdowns habe ich auf meinem Instagram-Account den #typewritertuesday gestartet: während um mich herum alle Bananenbrot gebacken oder sich in shape geturnt haben, hab ich meine Schreibmaschinen fotografiert, die persönlichen stories dahinter erzählt und historische Hintergrundinfos geteilt. Ich denk, ich werd jetzt wieder damit beginnen, hab durch das Interview direkt wieder Lust drauf bekommen 😉  

Nimmst Du Schreibmaschinen auch mit? Z.B. in den Urlaub?
 
Nein, in den Urlaub kommen keine Schreibutensilien außer Papier und Füllfeder mit. Ich bin ein einziges Mal mit Schreibmaschine gereist, das war mit meiner Underwood Champion portable 1946. Ich hab sie im Ausland auf Geschäftsreise zufällig entdeckt und musste sie einfach mit nach Hause nehmen. So sind wir dann zusammen mit der Bahn zurück nach Wien gefahren. 

© privat

Kannst Du mit zehn Fingern blind tippen? Falls ja, hast Du es in der Schule gelernt oder selbst beigebracht? 

Ich bin nicht die begnadetste 10-Finger-Tipperin. Es geht schon, aber ich bin halt dann so langsam, da kommt keine Freude auf.  

Hast Du sonst noch analoge Vorlieben? Vinyl? Analoge Fotografie? Musikkassetten? 

Oh ja, ich liebe analoges Gerät, Medien insbesondere. Eine große Leidenschaft sind Hörbücher und Hörspiele, von denen hatte ich als Kind Unmengen… alle auf Kassette. Vieles davon hab ich auch heute noch und höre sie regelmäßig auf ebendiesen analogen Tonträgern, dieser körnige sound hat für mich etwas Magisches. Ich hab auch noch jede Menge VHS herumkugeln, von denen ich mich einfach nicht trennen kann. Ich bin halt ein waschechtes 80ies/90ies-kid. 

Soweit ich gelesen habe, reparierst Du auch Schreibmaschinen. (Wow! Daran habe ich mich ehrlich gesagt noch nie versucht – ich versuche immer Schreibmaschinen zu bekommen, die keine Probleme haben. Erstens habe ich nicht den Platz dafür, zweitens auch nicht die Zeit bzw. Geduld.) Wie informierst Du Dich darüber? Kennst Du jemanden, der sich mit Schreibmaschinen auskennt? Bist Du Mitglied beim IFHB (Internationales Forum Historische Bürowelt)? Hast Du entsprechende Literatur? 

Alles, was ich darüber weiß, hab ich von meinem Vater gelernt, er ist ein Technik-geek allererster Güteklasse und der unangefochtene König der (Schreibmaschinen-)Reparatur. Meine Affinität zu technischem Gerät, die Neugier zu wissen, wie genau etwas funktioniert, es auseinanderzubauen und wieder zusammenzusetzen, das hab ich definitiv von ihm.

Liebe Barbara, vielen Dank für das Interview.

INFO: www.barbarakaudelka.com; instagram.com/barbarakaudelka_official

Martin schreibt auf einem AlphaSmart Neo2

Martin ist ein „alter“ Bekannter der Schreibmaschinisten. Er hat hier bereits über seine Erfahrungen mit einer Olympia Splendid 33 und einer Penna-Tastatur geschrieben. Und anscheinend hat ihn mein Blog auch auf den AlphaSmart aufmerksam gemacht. Schön langsam sollte ich ein schlechtes Gewissen haben… Aber immerhin hat er damit schon am NaNoWriMo teilgenommen. Es bringt also tatsächlich etwas, diesen Blog zu lesen (*billigeEigenwerbungOff*)

Auf meiner Suche nach einem Schreibgerät, das meine Wünsche nach guter Tastatur und digitaler Erfassung erfüllt, bin ich auf den Freewrite Traveler von Astrohaus gestoßen und habe bei der Crowdfunding-Kampagne mitgemacht. Da hat es so viele Verzögerungen gegeben, dass ich mich trotz der Bestellung nach Alternativen umgesehen habe. Bei den Schreibmaschinisten habe ich dann in einem kurzen Kommentar den Hinweis auf den AlphaSmart Neo2 gefunden.

Die Produktion vom Neo2 wurde meiner Kenntnis nach in 2013 eingestellt. Die Geräte gibt es also nur noch gebraucht. Sie waren ursprünglich für den Schulunterricht konzipiert. Sie waren sehr preiswert auf Ebay zu beziehen, nur ein Zehntel von dem, was ein Freewrite Traveler kosten sollte. Dazu noch die Transportkosten. War aber immer noch okay. Ich wollte das Experiment wagen und bestellte es. Das Gerät kam erstaunlich schnell und in sehr gutem Zustand an.

Renaissance Learning

Das Gerät wird mit drei handelsüblichen AA-Batterien betrieben, die halten locker 150.000 Worte lang, eher sogar mehr. Es hat eine QWERTY-Tastatur für den englischsprachigen Raum. Bei Amazon habe ich mir 13x13mm Tastenaufkleber bestellt, die Z- und die Y-Taste ausgetauscht, den Rest, wo nötig, mit Aufklebern versehen. Auf dem kleinen Bildschirm kann man die Buchstabengröße einstellen und 4-, 5- oder 6-zeilige Ansicht einstellen.

Wenn ich auf dem AlphaSmart Neo2 in der deutschen Einstellung tippe, dann erscheint trotzdem auf dem Bildschirm amerikanischer QWERTY-Blödsinn. Daran gewöhnt man sich aber ganz schnell. Wenn ich die Daten mit einem Kabel auf meinen deutschen Rechner übertrage – es wird Tastenanschlag für Tastenanschlag übertragen – dann erscheint auf meinem Rechner der fehlerfreie deutsche Texte. Natürlich nur, wenn ich fehlerfrei getippt habe.

Der Neo2 hat acht Dateien, die man mit einzelnen Tasten anwählt. In jede Datei passen etwa 10.000 Worte, das ist richtig üppig. Auf der Rückseite sind Informationen zu shortcuts. Mehr braucht man eigentlich nicht.

Ich habe bei meinem ersten NaNoWriMo (Anm.: National Novel Writing Month ist ein kreatives Schreibprojekt, bei dem man während des Monats November einen Roman mit mindestens 50.000 Wörtern verfassen soll) das Gerät erstmals benutzt. Wir flogen in den Urlaub und ich wollte meinen Laptop nicht mitnehmen, Gewicht sparen. Schon auf dem Hinflug hatte das Flugzeug über eine Stunde Verspätung. Also habe ich den Neo2 aus dem Rucksack geholt und am Flughafen getippt, dann im Flugzeug, am Strand, am Pool im Sonnenlicht, quasi überall. Morgens bin ich früh aufgestanden und habe schon am Frühstückstisch getippt. Das geht sogar beim Autofahren – natürlich nur als Beifahrer! Keine Internetverbindung nötig, kein Ladegerät nötig, keine Updates nötig. Einfach nur Tippen.

Ganz toll: Eine richtig gute Tastatur, das Gerät ist ganz leicht und wird von mir überall hin mitgenommen. Für störungsfreies Schreiben ist es wirklich unglaublich. Herumscrollen, Korrigieren, das ist alles möglich. Auch sehr schnelles Tippen ist mühelos möglich.

Das Gerät hat Rechenfunktionen und noch andere Funktionen, aber damit kann ich nichts anfangen. Eine Anleitung, wenn man es braucht, kann man im Internet herunterladen.

Die Datenübertragung funktioniert so: Ich öffne am PC die Datei, in die die Daten gelangen sollen, also z. B. ein einfaches Word-Dokument. Dann mache ich den Neo2 an, öffne die Datei, aus der die Daten übertragen werden sollen. Dann verbinde ich beide Geräte mit Kabel und drücke, wenn die entsprechende Meldung auftaucht, auf die „send“-Taste. Die Daten, eigentlich die Tastendrucke, fließen dann vom Neo2 zum PC. Und zwar genau dahin, wo ein Dokument offen ist.

Wenn man während der Übertragung z. B. ein anderes Dokument aufmacht, dann fließen die Daten dort hinein, nämlich immer in das, was gerade offen ist, ganz egal, was es ist, ob Excel, Google-Suchfeld, etc.

Das bedeutet, dass man während der Übertragung nichts am Rechner machen kann. Ist aber nicht so schlimm, ein paar Tausend Worte brauchen nur ein paar Minuten. Wenn die Datei übertragen ist, lösche ich sie vom Neo2.

Seit November 2019 nutze ich den Neo2 und bin richtig zufrieden, nein, ich bin schon fast ein Fan. Weil das Gerät genau das macht, was es soll: Schreiben ohne Schnickschnack.

Nachteil: Ich finde den Neo2 nicht sehr stylish. Richtig stylish ist aber auch der Freewrite nicht, ich finde ihn klobig und hässlich. Der schwarze Klavierlack vom Freewrite Traveler und das schöne kleine Format mit dem e-ink-Bildschirm zum Klappen, das ist stylish!

Es hat noch eine Weile gedauert, bis der Freewrite Traveler endlich bei mir eingetrudelt ist. Meine Erfahrungen über dieses Gerät werde ich gerne später berichten.

Herzlich Grüße

Martin

Meine 15 Minuten Ruhm

„In Zukunft wird jeder 15 Minuten weltberühmt sein.“

Andy warhol
3magazine
© Rodja Pavlik

Was haben das deutsche Magazin „schreibkultur“, „ChefInfo – Das Magazin der Führungskräfte“ aus dem österreichischen weekend-Verlag und das „Wiener Wohnen“-Mitarbeitermagazin „Hauspost“ gemeinsam? Sie alle haben heuer über Die Schreibmaschinisten bzw. meine Tätigkeiten als Schreibmaschinen-Fan berichtet. Wenn ich das so zusammenzähle, dann habe ich die 15 Minuten Ruhm in meinem Leben schon aufgebraucht.

Den Anfang machte das deutsche Magazin „Schreibkultur“ mit der Ausgabe 01/22, das mich bereits im Dezember 2021 angeschrieben hatte.

© Rodja Pavlik

Ich habe auch versucht, das Magazin mit anderen Schreibmaschinisten wie den Künstler Robert Doerfler, den Straßenpoeten Fabian Neidhardt oder den Field Writer Gerhard Richter zu vernetzen, damit diese etwas über das Tippen auf der Schreibmaschine erzählen können. Aber das ist natürlich auch eine Frage der Zeit – und so wurden die drei wenigstens mit ein paar eigenen Texten schön gefeatured.

© Rodja Pavlik

„Schreibkultur“ ließ mich auch einen Vorabdruck lesen – und da musste ich schmunzeln. Die Autorin hatte das Ganze so aufgebaut, als wäre das Maschinschreiben eher etwas Nostalgisches. Ich fühle aber eigentlich genau das Gegenteil. Die Schreibmaschine hat heutzutage ihre Berechtigung als Arbeitsgerät. Der Text wurde im Nachhinein etwas geändert bzw. entschärft, aber wenn man genau liest, dann spürt man noch den Hauch der Nostalgie.

Der zweite Wurf war dann „ChefInfo -Das Magazin der Führungskräfte“ mit Ausgabe März 2022.

© Rodja Pavlik

Diese Ausgabe gibt es wenigstens auch online als e-paper zu lesen (mich gibt es auf der nächsten Seite).

Den meisten Spaß hatte ich auf jeden Fall mit dem Team von Wiener Wohnen. Eigentlich wurde ich für den Podcast über mein Leben im Gemeindebau und mein Tun als Field Writer interviewt (hier zum Anhören: Episode 29: Der Schreibmaschinist Rodja Pavlik in der Görgengasse 9-11). Dafür wurde ich von einem Interviewer, der Fotografin Jennifer Fetz und einem Kameramann begleitet. Ehrlich, noch mehr Bauchpinselei geht kaum. ;-D

© Jenny Fetz – fotografiefetz.at

Das Material, das der Kameramann drehte, wurde dann für einen kurzen Teaser verwendet.

Quasi als Nebenprodukt ist dann dabei auch ein Artikel für die „Wiener Wohnen“-Mitarbeiterzeitschrift „Hauspost“ (Ausgabe 74/August 2022) angefallen.

Rodja Pavlik

So, jetzt eigentlich alles im Leben erreicht. Doch… was nun?

Rodja

PS: Falls jemand die Artikel lesen möchte, dann bitte melden. Ich kann gerne ein paar PDFs verschicken. E-Mail: schreibmaschinist(at)gmx.at

This is Freewrite Alpha…

Wie vielleicht einige Leser wissen, hat meine Suche nach dem (für mich) perfekten Schreibgerät damit begonnen, dass ich 2014 mit dem Hemingwrite (anfangs hieß er noch so, später und aktuell wurde daraus der Freewrite) von Astrohaus aus den USA geliebäugelt habe. Ich investierte sogar in die Crowdfunding-Aktion – doch dann hatte ich Bedenken. Ich stieg aus der CF-Aktion aus und bekam ohne Probleme mein Geld zurück. Danach landete ich erst bei der Schreibmaschine…

Trotzdem habe ich Astrohaus, den Freewrite – und später auch den kleineren Bruder Traveler – nie aus den Augen verloren. Aber diese Geräte kamen halt nie wirklich in meine Reichweite, so dass ich sie nie ausreichend testen konnte, um mir tatsächlich ein Urteil bilden zu können.

Eine kurze Chance hatte ich, als mich der Autor und Schreibcoach Ronny Rindler zu Schreibmaschinen interviewte. Das Video gab es auch auf Youtube, wurde aber – wie auch alle anderen Videos – von Ronny runtergenommen. Soweit ich weiß, hat Ronny seinen Lebensgefährten geheiratet und dessen Namen angenommen. Ich vermeine gehört zu haben, dass er sich mit dem neuen Namen auch neu positionieren will. Vielleicht hängt das damit zusammen.

Wie gesagt, ich konnte den Freewrite nur kurz testen. Und sah auch einige meiner kritischen Gedanken dazu bestätigt, wie das verzögerte Erscheinen des Textes nach dem Tippen auf dem Bildschirm. Aber dennoch hat das Gerät etwas – und ich würde es gerne ausgiebiger testen. Anscheinend habe ich Glück, denn eine Bekannte hatte sich den Freewrite zugelegt und möchte ihn abstoßen, weil sie vor kurzem ein neueres Modell mit zusätzlichen Features gekauft hat. (Sie ist anscheinend sehr davon überzeugt.)

Und nun bin ich auf das hier gestoßen… Astrohaus hat eine neue Crowdfunding-Aktion gestartet – und zwar für den Alpha.

© Astrohaus

Vorteile, soweit ich sehen kann: Alpha ist noch kompakter als der Freewrite und der Traveler – und er ist wesentlich billiger. Wenn ich mir über die Getfreewrite-Site den Freewrite (inkl. Lieferung nach Österreich) bestellen würde, würde ich 807,95 Euro bezahlen, für den Traveler 620,95 Euro. Den Alpha würde man in der Crowdfunding-Phase bereits für 275 Euro bekommen (Originalpreis 269 US-Dollar statt dem späteren Verkaufspreis 349 US-Dollar, das aber exklusive Lieferung und Zollgebühren).

Ich habe das Gefühl, dass Astrohaus sich hier formmäßig dem AlphaSmart annähert, einem Schreibcomputer der von den 1990ern bis 2013 in verschiedenen Versionen produziert wurde und heute noch eine große Fan-Community hat.

Obwohl sie noch nicht beendet ist, ist die Crowdfunding-Aktion für den Alpha jetzt schon ein voller Erfolg. Mit Stand 15.10.2022 wurde die Zielsumme von 25.571 US-Dollar mit 357.533  US-Dollar um ein Zigfaches überschritten – dabei sind es noch 13 Tage bis zur Beendigung der CF-Aktion. 

Es besteht eindeutig ein Bedarf an reinen Schreibgeräten. User wollen sich konzentrieren und nicht immer abgelenkt werden. Und der bisherige Erfolg von Astrohaus mit dem Freewrite und dem Traveler gibt den Leuten auch Mut, sich dazu zu bekennen. (Als ich z.B. das erste Mal darüber schrieb, wie die Schreibmaschine meinen Schreibfluss verbesserte, wurde ich davon von einigen regelrecht angepflaumt.) Das ist Astrohaus hoch anzurechnen, dass sie da diesen Weg unbeirrt beschritten haben.

Doch nun zurück zum Alpha. Zum Crowdfunding gibt es noch dieses Promo-Video. Aber da habe ich mir dann gedacht: „Danke, aber nein, danke.“

Astrohaus

Mal abgesehen davon, dass Protagonistin Jane – von Inspirationen befallen – grimassenschneidend hin- und herbockt, als würde sie sich gerade für ein Video von Hysterical Literature bewerben, erscheint mir der Schoß nicht unbedingt die ideale Abstellfläche für den Alpha zu sein. Das Tablet ist viel zu leicht und schaukelt ständig hin und her. So habe ich auch mal versucht, auf einem externen Keyboard, verbunden mit dem Laptop, im Bett zu schreiben. Es stört einfach beim Schreiben, wenn die Schreibfläche wippt und nicht fest platziert ist. Dass der Alpha – ebenso wie der Freewrite oder der Traveler – einen stabilen Untergrund braucht, wird vor allem sichtbar, als Jane sich in den Fauteuil knozt, das große Glas Wein in Reichweite. Wie kann man bitte so gemütlich schreiben, ohne dass die Finger verkrampfen?

Das neue Hauptmanko ist für mich aber der immer kleiner werdende Bildschirm. Bereits beim Freewrite und beim Traveler kann man nur auf einen kleinen Teil des Textes zurückblicken. Und hier beim Alpha ist es noch weniger! Soweit ich mitbekommen habe, hängt das von der eingestellten Schriftgröße ab – aber allein das obige Produktfoto zeigt mir gerade mal drei Zeilen. Und selbst die dürften keinen echten Zeilen auf einem A4-Blatt entsprechen.

Das habe ich bei der Schreibmaschine echt zu schätzen gelernt. Ich beschreibe ein Blatt – und je mehr darauf steht, desto weiter kann ich zurückblicken. Bin ich noch in der gleichen Tonalität? Habe ich etwas vergessen? Wie bin ich – im Text – eigentlich bis zu diesem Punkt hier gekommen? Das ist alles leicht nachvollziehbar. Ich brauche nicht einmal so etwas wie eine Maus zum Scrollen. Und ich kann auch mehrere Seiten nehmen und durchlesen. Das Haptische gibt mir auch das Gefühl, etwas geleistet zu haben.

Der Pomera 6 – eine Alternative?

Das hier gehört nun nicht unbedingt zum Alpha – aber irgendwie möchte ich dafür keinen eigenen Beitrag beginnen.

Vor Jahren stieß ich auf Youtube auf ein Video über den Pomera. Damals war das Gerät nur für den japanischen Markt gedacht – und dementsprechend gab es viele japanische Schriftzeichen, so dass ich natürlich absolut nichts verstand. Doch eben durch die Recherche am Alpha stieß ich nun auf diesen Clip hier.

Das Ganze erinnert mich noch an meinen alten Palm, den ich auf eine ausklappbare Tastatur stecken konnte (irgendwo muss ich das Ding noch haben – ob er noch, zusammen mit meinem alten Laptop mit Windows 98, funktioniert?).

Aber irgendwie scheinen diese Modelle nicht so recht für den europäischen bzw. deutschsprachigen Markt gedacht zu sein. Es hat schon allein eine Zeit gebraucht, bis der Pomera auf Englisch herauskommt. Aber auch Schreibgeräte aus dem angloamerikanischen Sprachraum wie der Freewrite oder Keyboards wie der Qwerkywriter waren ursprünglich nicht mit QWERTZ-Tastaturen gedacht. Und auch heute kommt der Freewrite nicht mit einer deutschsprachigen Tastataur vom Werk. Nein, man muss sich die deutschen Tasten und eine spezielle Zange dafür um rund 44 Euro extra kaufen. Man muss über die USA bestellen (und im Falle einer Reparatur dann auch wieder Übersee schicken) – es gibt anscheinend auch keine Bemühungen, im deutschsprachigen Raum einen Vertreter zu finden. Das ist schon etwas, das mich davon abschreckt.

Rodja

INFO: Crowdfunding für Freewrite Alpha: https://www.indiegogo.com/projects/freewrite-alpha-distraction-free-writing-anywhere#/